Wechseljahre: Leser fragen nach

Bei Frauen bedeuten vor allem die Wechseljahre einen Umbruch und manchmal Lustlosigkeit. In dieser Zeit stellt der Körper die Bildung der weiblichen Sexualhormone und die Produktion reifer Eizellen sukzessive ein. Aus dem Expertentelefon „Wechseljahre“ am 10.04.2014 haben wir für sie die Die wichtigsten Leserfragen zusammengefasst:

Meine Freundinnen jammern ständig über Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen. Ich habe so etwas bislang nicht – kann das noch kommen? Und wie lange halten die Beschwerden an?

Jana Schlegel von fachkraeftesicherer.deSie haben Fragen oder benötigen weitere Informationen?
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Dr. med. Eva Göpfert, Hormon- und Stoffwechseltherapeutin, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in einer Gemeinschaftspraxis in München: Circa 70 Prozent der Frauen in den Wechseljahren sind unterschiedlich stark von Hitzewallungen betroffen, die durch das Nachlassen der Bildung von Östrogen und Progesteron verursacht werden. Die Dauer kann sehr unterschiedlich sein: Von einigen Wochen oder Monaten bis zu mehreren Jahren. Auch bei Ihnen können diese Beschwerden noch kommen. Sie sollten dann Ihren Frauenarzt darauf ansprechen, ob und welche Therapie für Sie sinnvoll ist.

Ich merke an Unregelmäßigkeiten in meinem Zyklus, dass ich in die Wechseljahre komme. Stimmt es, dass es dann auch sexuelle Probleme gibt?

Dr. Göpfert: Ja, in den Wechseljahren können sexuelle Probleme auftreten. Einerseits kann es durch den zunehmenden Östrogenmangel zu einer Atrophie der Haut im Intimbereich kommen – sie wird trockener, dünner und empfindlicher. Dies führt oft zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Andererseits verändert sich in dieser Phase der hormonellen Umstellung eventuell das sexuelle Verlangen und damit die Häufigkeit sexueller Aktivität. Sollten bei Ihnen solche Probleme auftreten, scheuen Sie sich bitte nicht, offen mit Ihrem Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin zu sprechen.

Ich bin aber unsicher, ob ich Hormone nehmen soll?

Ich (50) leide stark unter Wechseljahresbeschwerden. Mein Arzt rät zu einer Hormontherapie. 

Dr. Göpfert: Ihr Arzt rät Ihnen zu einer Hormontherapie, weil Ihre Beschwerden damit gelindert werden können. Vorab wird er mit Ihnen im Gespräch geklärt haben, ob gesundheitliche Probleme oder familiäre Risikofaktoren vorliegen, die gegen eine Therapie sprächen. Dies wären unter anderem Brust- oder Gebärmutterkrebs, thromboembolische Erkrankungen und Lebererkrankungen. Den Risiken stehen allerdings die vielfältigen positiven Wirkungen einer rechtzeitigen Hormontherapie gegenüber. So kann der Ausgleich des Östrogenmangels unter anderem Herz-Kreislauf-Krankheiten, Osteoporose und Demenz vorbeugen. Insgesamt ist eine individuell angepasste, etwa mit einem über die Haut verabreichte Östrogen-Gel wie Gynokadin, eine risikoarme und wirksame Methode gegen die körperlichen und seelischen Beschwerden in den Wechseljahren.

Kann ein Gleitgel helfen?

Ich bin 51 Jahre alt. Obwohl ich Lust auf Sex habe, empfinde ich dabei in letzter Zeit öfter Schmerzen.

Dr. med. Marc Schmidt, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, München: Durch den Östrogenmangel in den Wechseljahren kommt es unter anderem zu einem Gewebeschwund im Intimbereich. Dies kann zu Schmerzen beim Sex führen. Die Anwendung eines Gleitgels kann zwar die Trockenheit der Scheide kurzfristig beheben, wirkt sich jedoch nicht – im Gegensatz zu einer Östrogenbehandlung – auf die Ursachen der Beschwerden aus. Durch eine Atrophie im Vaginalbereich kommt es auch schneller zu Infektionen der Scheide, der Blase oder auch zu Harninkontinenz. Hier kann eine lokale Hormontherapie helfen, beispielsweise mit einer Östrogencreme und -zäpfchen wie Oekolp.

Ist das wirklich nötig?

Mein Arzt hat mir zusätzlich zum Östrogen auch noch Progesteron verschrieben.

Dr. Schmidt: Progesteron ist das natürliche Gelbkörperhormon. Es wird in der fruchtbaren Phase der Frau nach jedem Eisprung gebildet. In den Wechseljahren fehlt der Eisprung und damit das Progesteron. Neben einer Östrogenbehandlung gegen Wechseljahresbeschwerden muss bei noch vorhandener Gebärmutter immer auch ein Gestagen, und hier am besten natürliches Progesteron wie etwa Utrogest, zugeführt werden. Dadurch wird die Gebärmutterschleimhaut vor unkontrolliertem Wachstum geschützt. Aber auch andere Effekte des Progesterons, wie etwa dessen positiver Einfluss auf das Schlafverhalten, lassen sich nutzen.

Warum ist das im Klimakterium so und was kann ich dagegen tun?

Seit einiger Zeit nehme ich deutlich zu, obwohl ich nicht mehr esse.

Dr. med. Jens Herold, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe in München, Gründer und Leiter der GESMOS e.V. (Gesellschaft für Studium und Therapie der Menopause und Osteoporose): Gewichtsprobleme in den Wechseljahren können verschiedene Ursachen haben. Häufig ist die Nahrungsaufnahme zu hoch im Verhältnis zum sinkenden Energiebedarf in dieser Lebensphase. Ebenso kann ein Überschuss oder Mangel an den verschiedenen Sexualhormonen die Ursache sein, auch im Rahmen einer Hormontherapie, wenn die Zufuhr von Östrogen und Progesteron nicht gut abgestimmt ist. Zur Behandlung sollten die Essgewohnheiten überprüft und auch die Hormonspiegel bestimmt werden. Für weniger Fetteinlagerung, stärkere Knochen und mehr Muskelmasse sorgen auch körpereigene Wachstumshormone wie Somatropin. Seine Ausschüttung wird durch viel Schlaf, Sport und Fastentage stimuliert.

Kann ich früher Schweißausbrüche bekommen?

Ich bin mit 45 Jahren relativ früh in den Wechsel gekommen. Habe ich damit nun besondere Risiken und kann ich schon so früh Hormone gegen meine Schweißausbrüche nehmen?

Dr. Herold: Liegen entsprechende Beschwerden vor, ist auch eine frühe Hormontherapie gerechtfertigt. Wichtig sind im Vorfeld eine ausführliche Untersuchung beim Frauenarzt und die Abklärung eventuell vorhandener individueller Risiken, die gegen eine Hormoneinnahme sprechen.

Kann ich meine Hitzewallungen auch ohne Hormone in den Griff bekommen?

Dr. Herold: Hitzewallungen sind Beschwerden des vegetativen Nervensystems, das nicht durch das Bewusstsein kontrolliert wird. Neben den Wechseljahren können auch Bluthochdruck, eine Überfunktion der Schilddrüse sowie übermäßiger Alkohol- und Nikotinkonsum die Symptome fördern und verstärken. Für die Behandlung stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, am wirkungsvollsten ist dabei die Hormontherapie. Sie selbst können Hitzewallungen vor allem durch regelmäßige Bewegung und den Verzicht auf Rauchen und Alkohol lindern. Auch Vitamin E und Akupunktur können helfen.

Keine große Lust auf Sex?

Mein Mann will mehrmals pro Woche Sex, ich empfinde aber nicht mehr so große Lust dabei. Wie kann ich ihm das erklären, ohne dass er beleidigt ist?

Dr. med. Claudia Wöhler, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe in München, Leiterin des gynäkologischen Qualitätszirkels „Englischer Garten“: In den Wechseljahren beeinträchtigen Hitzewallungen, Schlafstörungen und Erschöpfung das allgemeine Wohlbefinden und auch die sexuelle Lust. Verstärkt wird dies durch eine zunehmend trockenere und empfindlichere Scheide infolge des Östrogenmangels. Spürt Ihr Partner Ihre sexuelle Lust nicht mehr wie früher und kennt er die wahren Gründe nicht, bezieht er das schnell auf sich und es kann zu Missverständnissen kommen. Offenheit ist deshalb jetzt besonders wichtig.

Wassereinlagerungen?

Ich habe seit Beginn der Wechseljahre starke Wassereinlagerungen, vor allem in den Beinen. Was kann ich dagegen tun?

Dr. Wöhler: Zu Beginn der Wechseljahre führt der Progesteronmangel und die daraus resultierende relative Östrogendominanz zu vermehrten Wassereinlagerungen im Gewebe. Dies kann zu Brustspannen, Ödemen im Bereich der Augenlider, Gelenke oder in den Beinen führen. Gleicht man den Progesteronmangel beispielsweise durch natürliches Progesteron aus, nehmen die Ödeme wieder ab. Auch kühle Wassergüsse wirken lindernd und es tut gut, die Füße hochzulegen.

Schlechter Schlaf?

Ich bin im Wechsel und schlafe immer schlechter. Nachts liege ich lange wach, tagsüber bin ich müde und kraftlos. Gibt es eine Alternative zu Schlaftabletten?

Dr. Wöhler: Viele Frauen bekommen nachts durch den zunehmenden Östrogenmangel Hitzewallungen und wachen schweißgebadet auf. Diese unangenehmen Beschwerden können durch eine Hormontherapie schnell beseitigt werden. Mit der abendlichen Anwendung von natürlichem Progesteron konnte laut einer Studie des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie eine deutliche Verbesserung des Nachtschlafes erreicht werden. Körperliche Aktivität, der Abbau von Stress, Verzicht auf koffeinhaltige Getränke und schwere Mahlzeiten am Abend sowie eine ruhige Schlafumgebung und Entspannungsübungen helfen bei Einschlafproblemen zusätzlich.

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