Als professioneller Dienstleister für ihre Vereinbarkeit von Beruf und Familie erhalten wir tagtäglich die unterschiedlichsten Fragen und beantworten diese fachlich korrekt. Uns helfen dabei viele, deutschlandweit vorhandene Experten der verschiedensten Fachbereiche. Normalerweise stehen diese Leistungen nur unseren Kunden zur verfügung. Die wichtigsten Fragen und Antworten aus dem Expertentelefon Diabetes lesen sie bei uns für sie zusammengefaßt:
- In meiner Familie gibt es mehrere Typ-2-Diabetiker. Ich selbst bin noch gesund. Wie oft soll ich kontrollieren lassen, ob meine Zuckerwerte in Ordnung sind? Dr. Helga Zeller-Stefan, Fachärztin für Innere Medizin, Ernährungsmedizin und Diabetologin mit Diabetes-Praxis in Essen: Sie sollten frühzeitig mit Ihrem Hausarzt darüber sprechen – insbesondere wenn Sie übergewichtig sind – und den Blutzuckerwert kontrollieren lassen. Die Häufigkeit der weiteren Kontrollen wird Ihr Arzt in Abhängigkeit von Ihrem Befund und von Ihren Risiken, an Diabetes zu erkranken, dann mit Ihnen besprechen. Bei familiärer Vorbelastung ist das Risiko, an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken, tatsächlich erhöht. Das heißt aber nicht, dass Sie zwangsläufig daran erkranken. Durch regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung und dem Vermeiden von Übergewicht können Sie Ihr Risiko deutlich senken.
- Ich bin Diabetiker, aber noch nicht insulinpflichtig. Wie kann ich verhindern, dass ich irgendwann spritzen muss? Dr. Helga Zeller-Stefan: Generell können Sie einem Typ-2-Diabetes bzw. seiner Verschlimmerung am besten durch einen gesunden Lebensstil entgegenwirken. Wichtig ist, dass Sie nicht zunehmen und sich ausreichend bewegen. Achten Sie auf eine ausgewogene, möglichst naturbelassene Ernährung mit viel frischem Gemüse, Hülsenfrüchten, Fisch, fettarmem Fleisch, Vollkorn- statt Weißmehlprodukten und hochwertigen Pflanzenölen statt tierischer Fette. Um Bewegung in den Alltag zu bringen, sollten Sie so viele Wege wie möglich zu Fuß oder mit dem Rad erledigen. Außerdem sind Ausdauersportarten wie Walken, Joggen, Radfahren und Schwimmen sehr gut geeignet, um den Diabetes positiv zu beeinflussen.
- Warum kann ein Diabetes Beschwerden in den Füßen verursachen? Dr. Helga Zeller-Stefan: Wenn der Blutzuckerspiegel chronisch erhöht ist, entstehen schädliche Zucker-Abbauprodukte, wie zum Beispiel aggressive Zucker-Eiweiß-Verbindungen. Diese können die Blutgefäße und Nerven angreifen. Die längsten Nerven, die bis in die Fußspitzen führen, sind am empfindlichsten, sodass sich hier die Schädigung meist zuerst durch Funktionsstörungen und Beschwerden bemerkbar macht. Da auch die Blutgefäße leiden, erhöht ein Diabetes aber auch das Risiko für Durchblutungsstörungen, Nieren- und Augenerkrankungen sowie für Herzinfarkt und Schlaganfall.
- Ich leide seit einem Jahr an einer diabetischen Neuropathie, die sich durch einen brennenden Schmerz in beiden Füßen bemerkbar macht. Was kann ich dagegen tun? Prof. Dr. med. Hilmar Stracke, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Stoffwechsel, Stellvertretender Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am Universitätsklinikum Gießen und Marburg: Zunächst sollte Ihr Arzt abklären, ob die Ursache Ihrer Beschwerden auch tatsächlich eine diabetische Neuropathie ist. Da Sie Diabetiker sind, ist dies wahrscheinlich, da etwa jeder dritte Patient diese Nervenerkrankung bekommt. Aber trotzdem sollte die Diagnose durch spezielle Untersuchungen der Nervenfunktion, wie z. B. des Vibrations- und Temperaturempfindens an den Füßen, gesichert werden. Bestätigen diese Untersuchungen eine diabetische Neuropathie, sollte zunächst Ihr Blutzuckerspiegel möglichst optimal eingestellt werden. Zusätzlich können Sie ein Präparat mit dem vitaminähnlichen Wirkstoff Benfotiamin einnehmen. Benfotiamin ist eine für den Körper sehr gut verfügbare Vorstufe von Vitamin B1. Es hemmt die Bildung nerven- und gefäßschädigender Zucker-Abbauprodukte und kann Neuropathie-Symptome wie Schmerzen, Kribbeln oder Taubheit in den Füßen lindern.
- Kann der Arzt feststellen, ob der Diabetes im Körper schon Schäden angerichtet hat, auch wenn man noch keine Symptome und Schmerzen hat? Prof. Dr. med. Hilmar Stracke: Grundsätzlich kann der Diabetes Folgeerkrankungen an den Blutgefäßen, Nerven und Organen verursachen, die – insbesondere im Anfangsstadium – keine Beschwerden verursachen. Daher sollten Diabetiker ein- bis zweimal jährlich beim Haus- bzw. Facharzt die Nieren- und Nervenfunktion sowie den Zustand der Blutgefäße untersuchen lassen. Außerdem sollte regelmäßig vom Augenarzt überprüft werden, ob der Diabetes möglicherweise die Blutgefäße in der Netzhaut verändert hat. Wennein Verdacht auf eine diabetische Folgeerkrankung besteht, werden häufigere Untersuchungen, eventuell bei einem Spezialisten, notwendig. Je eher Folgeerkrankungen entdeckt werden, umso besser lassen sie sich behandeln.
- Ich habe den Verdacht, dass mein Mann Diabetes hat. Er will aber nicht zum Arzt. Wie aussagekräftig sind die Diabetes-Teststreifen aus der Apotheke? Prof. Dr. med. Hilmar Stracke: Teststreifen aus der Apotheke sind nur bedingt geeignet, da sie keine eindeutige Diagnose stellen können und nicht sicher das Ausmaß des Diabetes bestimmen können. Genauer und aussagekräftiger ist eine Blutuntersuchung durch den Arzt. Er kann z. B. durch die Bestimmung des Langzeitblutzuckers HbA1c eine Aussage über die durchschnittlichen Blutzuckerwerte der letzten 8 bis 12 Wochen treffen und durch einen Zucker-Belastungstest, den sogenannten oralen Glukosetoleranztest, die Stoffwechselstörung auch schon im Frühstadium erkennen.
- Ich habe sehr trockene, rissige Haut an den Füßen. Ist das nicht etwas, das auch bei Diabetikern oft vorkommt? Karin Jung, Podologin am Fußzentrum Rhein-Nahe in Bingen: Trockene Haut an den Füßen kann auf einen Diabetes hinweisen und sollte im Zweifelsfall ärztlich abgeklärt werden. Regelmäßige Pflege beim Podologen kann zu einer Verbesserung der Hautsituation führen.
- Bei meiner Mutter wurde Diabetes festgestellt. Was sollte sie jetzt bei der Fußpflege beachten? Oder braucht sie dafür jetzt einen Spezialisten?Karin Jung: Ihre Mutter sollte ihre Füße täglich auf Verletzungen kontrollieren. Von einer eigenen Fußpflege sollte man absehen, da die Verletzungsgefahr mit spitzen und scharfen Instrumenten groß ist. Es ist besser, wenn sie ihre Füße in die Hände eines Podologen gibt.
- Was soll man beim Schuhekaufen besonders beachten, wenn man Diabetes hat? Sind z. B. hohe Absätze in Ordnung? Karin Jung: Die Schuhe sollten immer den Füßen angepasst sein. Sie sollten bequem, weit und groß genug sein, um Druckstellen zu vermeiden. Von hohen Schuhen wird meistens abgeraten. Da oft Nervenschädigungen und Deformitäten an den Füßen vorliegen, können ansonsten leicht Wunden entstehen, die der Betroffene dann nicht spürt.
- Ich bin 69 Jahre alt und mein Arzt hat jetzt erhöhte Zuckerwerte festgestellt. Ich fühle mich aber sehr gut. Muss ich wirklich Medikamente nehmen? Dr. Karsten Jungheim, Facharzt für Innere Medizin, Diabetologie und Endokrinologie, Oberarzt und Leiter der KV-Ambulanz für das Diabetische Fußsyndrom am Klinikum Bielefeld-Mitte: Der Diabetes mellitus, die „Zuckererkrankung“, macht in den meisten Fällen zunächst kaum Beschwerden. Die bei der Erkrankung gefürchteten Schäden, vor allem an Gefäßen, Augen, Nerven und Nieren, sind oft lange stumm. Bei fehlender oder unzureichender Behandlung ist das Risiko erhöht, dass es früher oder später zu merklichen Schäden wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Ausfallerscheinungen an Nerven und vielem anderen mehr kommt. Die Behandlung des Diabetes ist umso erfolgreicher, je früher sie beginnt, daher sollte man zwingend den Diabetes behandeln auch zu Zeiten, wo man sich noch wohlfühlt.
- Kann eine leichte Erhöhung der Zuckerwerte auch andere Ursachen haben als Diabetes? Soll man wie beim Blutdruckmessen die Messung öfter wiederholen? Dr. Karsten Jungheim: Eine Erhöhung der Blutzuckerwerte im Grenzbereich sollte kontrolliert werden, bevor man die Diagnose Diabetes mellitus stellt. Zumeist wird sich aber die Erhöhung bestätigen. In seltenen Fällen kann die Erhöhung der Blutzuckerwerte wieder verschwinden, zum Beispiel wenn diese durch eine kurzfristige Kortisongabe verursacht wurde. Aber Vorsicht – auch wenn die Blutzuckerwerte zunächst wieder normal werden, haben Patienten, die einmal erhöhte Blutzuckerwerte hatten, ein erhöhtes Risiko, dass später dauerhaft ein Diabetes entsteht. Daher sollten sich diese Patienten regelmäßig (zum Beispiel einmal pro Jahr) vom Hausarzt testen lassen.
- Bei meinem Vater wurde ein Diabetisches Fußsyndrom festgestellt. Lässt sich das heilen oder müssen wir damit rechnen, dass es immer schlimmer wird? Dr. Karsten Jungheim: Wie fast alle Erkrankungen lässt sich auch das Diabetische Fußsyndrom am besten heilen, wenn man in frühen Stadien mit einer konsequenten Behandlung beginnt. Oberflächlich nicht entzündete Wunden heilen unter Entlastung der Wunde meist schnell ab. Ist die Wunde schon tief, vielleicht sogar schwer entzündet, kann so eine Behandlung aber auch schnell Monate dauern. Meist kann man eine Heilung erreichen, der Aufwand für den Patienten ist dann aber oft groß. Also: Bei jeder Wunde am Fuß oder Bein frühzeitig den Arzt aufsuchen.