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Im Mittelalter galt Gicht als Krankheit der Reichen, Übergewichtigen und Schlemmer. „Heute ist Gicht mit 1,6 Millionen Betroffenen eine der häufigsten ernährungsmitbedingten Stoffwechselkrankheiten bei Erwachsenen in Deutschland“, erklärt Dr. Elke Arms anlässlich des 18. Tages der gesunden Ernährung am 7. März mit dem Schwerpunktthema „Rheuma und Gicht“. Die Ernährungswissenschaftlerin vom Nestlé Ernährungsstudio gibt Ernährungstipps, wie die Erkrankung zu lindern ist. Auch stellt sie dar, wie man den Harnsäurespiegel senken beziehungsweise einen Anstieg vermeiden kann.
Wie entsteht Gicht?
Gicht entsteht durch einen zu hohen Harnsäurespiegel im Blut. Ärzte unterscheiden bei der auch als Hyperurikämie bezeichneten Erkrankung zwischen der primären und sekundären Form. Die primäre Form steht für die angeborene oder vererbte Erkrankung, die auf einen fehlerhaften Stoffwechsel zurückzuführen ist. Dabei ist meist die Harnsäure-Ausscheidung der Nieren gestört. Die sekundäre Form einer Gicht wird im Laufe des Lebens erworben und geht mit anderen Krankheiten einher. Typisch ist die Krankheit beispielsweise als Begleiterscheinung bei Tumorleiden unter Chemotherapie, Bluterkrankungen oder Nierenfunktionsstörungen. „Als ernährungsbedingte Ursachen eines erhöhten Harnsäurespiegels gelten striktes Fasten, Nulldiäten oder auch ein deutlich erhöhter Fleisch- und Alkoholkonsum. Die Ernährung ist bei einer Gicht besonders wichtig“, erklärt Dr. Elke Arms, „denn die über die Nahrung aufgenommenen Eiweißverbindungen, auch Purine genannt, erhöhen den Harnsäurespiegel. Bei der Hyperurikämie sind daher möglichst wenig Purine aufzunehmen.“
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Wie kommt Harnsäure ins Blut?
Die Harnsäure entsteht, wenn der Körper eigene oder in der Nahrung vorkommende Purine abbaut. Diese Eiweißverbindungen befinden sich in jeder Zelle und in der Erbinformation. Sie werden im Stoffwechsel über mehrere Zwischenschritte zu Harnsäure abgebaut und bei gesunden Menschen über die Nieren ausgeschieden. Ist diese Funktion wie bei der Gicht gestört, bleibt die Harnsäure im Körper. Das bedeutet, der Harnsäurespiegel im Blut steigt an. „Der Mensch nimmt Purine und das Abbauprodukt Harnsäure über die Nahrung auf, besonders über tierische Lebensmittel“, ergänzt Dr. Elke Arms. Erhöhte Harnsäurewerte bleiben oft über Jahre unbemerkt und auch ohne Beschwerden. Aber es lagern sich Harnsäurekristalle als Steine ab, häufig am großen Zeh, in Schleimbeuteln, in den Sehnenscheiden, im Ohrknorpel oder in den Nieren.
Bei permanent erhöhten Werten kommt es letztendlich zur Gicht beziehungsweise zu einem Gichtanfall. Bei einem akuten Gichtanfall sind plötzlich einsetzende, extreme Schmerzen typisch. Darüber hinaus röten sich die betroffenen Bereiche, und sie schwellen an. Der Gichtanfall lässt sich vermeiden, wenn rechtzeitig Gegenmaßnahmen getroffen werden und mit einer ausgewogenen und purinreduzierten Ernährungsweise vorgebeugt wird.
Der Blutwert gibt Auskunft
Männer sind deutlich häufiger von erhöhten Harnsäure-Werten und Gicht betroffen als Frauen. Doch auch für Frauen steigt das Risiko mit Beginn der Wechseljahre, da jetzt die schützende Wirkung der Östrogene fehlt. „Während einer längeren Fastenperiode oder bei extremen Diäten wie beispielsweise einer Nulldiät kann sich durch vermehrten Abbau von Körperzellen der Harnsäurewert ebenfalls erhöhen. Auch das andere Extrem der Ernährung erhöht das Risiko: Wenn zu viel Fleisch und Alkohol auf dem Speiseplan stehen, steigt der Wert“, so die Ernährungswissenschaftlerin. Ob und wie hoch der Harnsäurespiegel ist, wird über das Blut bestimmt. Bei Männern sollte sich der Harnsäurewert im Blut zwischen 3,6 bis 8,2 mg/dl und bei Frauen zwischen 2,3 bis 6,1 mg/dl bewegen.
Wie wird behandelt?
„Bei erhöhten Harnsäurewerten hilft es, die Essgewohnheiten umzustellen. Übergewicht fördert die Gicht. Bleibt der Harnsäurespiegel auf Dauer erhöht und zeigt die Ernährungsumstellung allein keinen Erfolg, müssen zusätzlich Medikamente eingesetzt werden“, so Dr. Elke Arms. Sie reduzieren entweder die Harnsäureproduktion im Körper oder erhöhen die Harnsäureausscheidung über die Nieren. Bei akuten Gichtanfällen verordnen Ärzte entzündungshemmende Schmerzmittel. Auch kalte Umschläge können innerhalb weniger Stunden die Schmerzen erheblich lindern. Im Idealfall überprüft der Arzt regelmäßig die Harnsäure-Werte und bespricht die Therapie mit den Patienten.
Tipps für die Ernährung bei Gicht und erhöhtem Harnsäurespiegel
„Auch bei Hyperurikämie und Gicht gelten die Regeln einer ausgewogenen Ernährungsweise, die beispielsweise in der Ernährungspyramide dargestellt sind“, fasst Dr. Elke Arms zusammen. Damit die praktische Umsetzung leichter fällt, empfiehlt sich eine qualifizierte Ernährungsberatung.
Zudem gelten spezielle Hinweise:
- Auf das Gewicht achten und bei Übergewicht langsam abnehmen.
- Täglich frisches Obst, Gemüse, Vollkornprodukte essen und wenig oder keine Hülsenfrüchte zu sich nehmen, da diese purinreich sind.
- Täglich fettarme Milch und Milchprodukte zu sich nehmen.
- Auf den Puringehalt der Lebensmittel achten und besonders Innereien, Fleischextrakt, Schalen- und Krustentiere sowie Fischkonserven mit Kleinfischen wie Ölsardinen meiden.
- Pro Tag maximal 100 g Fleisch, Wurst, Fisch oder Geflügel essen.
- Fettarm essen, weil ein hoher Fettverzehr Übergewicht begünstigt.
- Selten oder besser keinen Alkohol trinken. Er hemmt die Harnsäureausscheidung. Bier hat einen hohen Puringehalt und sollte deshalb gemieden werden.
- Mindestens zwei Liter kalorienfreie Flüssigkeit trinken. Reichliches Trinken fördert die Harnsäureausscheidung. Empfehlenswert sind Mineralwasser, ungesüßte Tees und Fruchtsaftschorlen im Mischverhältnis 1/3 Saft zu 2/3 Wasser.