familienkolumne: Fortschritte bei Nierenkrebs

Familienkolumne.de ist Stolz an dieser Stelle das Interview mit Professor Dr. Theodor Klotz zum Thema „Fortschritte bei Nierenkrebs“ veröffentlichen zu können.
Es gibt mehrere neue Medikamente für die Behandlung von Nierenkrebs. Wie die Betroffenen davon profitieren, erläutert Professor Dr. Theodor Klotz. Professor Klotz ist Urologe an der Klinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie am Klinikum weiden.
Herr Professor Klotz, wie häufig ist der Nierenkrebs und wer erkrankt daran?
Jedes Jahr wird in Deutschland bei rund 17.000 Menschen ein Nierenkrebs diagnostiziert. Der Tumor findet sich etwa doppelt so häufig bei Männern wie bei Frauen, wobei Männer im Durchschnitt mit etwa 65 Jahren erkranken, während die Mehrzahl der Frauen um die 70 ist, wenn die Diagnose gestellt wird. Der Krebs entwickelt sich meist aus der Schleimhaut, die die Harnkanälchen auskleidet. Man kennt bestimmte Risikofaktoren, die offensichtlich Nierenkrebs begünstigen. Dazu gehört das Rauchen, die übermäßige Einnahme von Schmerzmitteln, Übergewicht sowie der berufsbedingte Umgang mit Nierenschädigenden Substanzen wie zum Beispiel bestimmten Gerbstoffen und Lösungsmitteln. Es gibt außerdem eine seltene Erbkrankheit, das so genannte von-Hippel-Lindau-Syndrom, die das Nierenkrebsrisiko deutlich erhöht.
Wie stehen die Chancen für die Patienten, wenn Nierenkrebs festgestellt wird?
Das hängt in erster Linie davon ab, in welchem Stadium der Tumor sich befindet. Wird er frühzeitig diagnostiziert, so kann er in aller Regel vollständig durch eine Operation entfernt werden. dann sind die Heilungschancen sehr gut. Etwas anders sieht das aus, wenn die Krebserkrankung bereits fortgeschritten ist, was aber leider oft der Fall ist. Dann kann durch die Entfernung des Tumors und auch durch die Entfernung der befallenen Niere meist keine vollständige Heilung erzielt werden. Leider reagieren die Zellen beim Nierenkrebs wenig empfindlich auf eine Strahlenbehandlung, und auch gegenüber einer Chemotherapie sind sie weitgehend resistent. Es wird deshalb üblicherweise eine Immunbehandlung durchgeführt mit dem Ziel, das Abwehrsystem so zu mobilisieren, dass es effektiver wird im Kampf gegen den Krebs.
Wo gibt es Fortschritte bei der Therapie?
Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich in jüngster Zeit erweitert, weil es gleich mehrere Wirkstoffe der modernen zielgerichteten Therapie gegen den Nierenkrebs gibt. Dazu gehören Substanzen, die die Wachstumssignale, die die Tumorzellen aussenden und erhalten, unterbinden. Ein wichtiger Ansatz ist außerdem die so genannte Angiogenesehemmung, wobei versucht wird, die Blutversorgung des Tumors zu unterbinden und diesen so am weiteren Wachstum zu hindern. Das Konzept ist bei anderen Tumoren bereits sehr erfolgreich erprobt worden und hat sich auch beim Nierenkrebs durchgesetzt.
Was genau passiert bei der Angiogenesehemmung?
Wie andere Körperzellen, so müssen auch Tumorzellen ernährt werden, damit sie wachsen können. Wird die Geschwulst größer, so können Sauerstoff und Nährstoffe nicht mehr allein per Diffusion aufgenommen werden. Sie müssen über das Blutgefässsystem herangeschafft werden. Deshalb geben Tumorzellen in ihre Umgebung Substanzen ab, die dafür sorgen, dass sich neue Blutgefässe ausbilden und zum Tumor hin wachsen. Über diese Blutgefässbildung, der Mediziner spricht von der Angiogenese sichert der Krebs seine eigene Versorgung. Es gibt jedoch inzwischen Arzneimittel wie den Wirkstoff Bevacizumab, die diese Strategie durchkreuzen. Die Substanz fängt die Wachstumssignale ab und verhindert unter anderem die Angiogenese.
Wie profitieren die Patienten davon?
Die Behandlung bringt den Tumor nicht zum Verschwinden, stabilisiert die Situation aber und verhindert das Weiterwachsen der Geschwulst. Sie hungert diese quasi aus und hemmt so das Fortschreiten der Krebserkrankung. Bevacizumab, das allgemein gut vertragen wird, wird üblicherweise zusammen mit einer Immunbehandlung gegeben, so dass der Tumor praktisch von zwei Seiten aus in die Zange genommen wird. Auch wenn so keine definitive Heilung erwirkt wird, kann doch die Lebenszeit der Betroffenen erheblich verlängert werden.
Niemand kann im Einzelfall den Verlauf der Erkrankung abschätzen. Aber wir kennen beim Nierenkrebs durchaus Fälle, in denen Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung, die bereits Metastasen ausgebildet hatten, noch viele Jahre stabil und ohne Beschwerden geblieben sind.
Herr Professor Klotz, haben Sie vielen Dank für das Gespräch! Das Interview führte Lebenswege, das Forum für Krebspatienten und deren Angehörige, für Sie.

Jana Schlegel von fachkraeftesicherer.deSie haben Fragen oder benötigen weitere Informationen?
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