Hilfe und Entlastung für pflegende Angehörige

“Das Thema Pflege ist eine tickende Zeitbombe und hat eine genauso große Sprengkraft wie das viel diskutierte Thema Altersarmut”, sagte Tillmann Lukosch, Vorstandsmitglied der R+V Krankenversicherung AG im Dezember 2012. Und recht hat er. Denn Pflege kommt unverhofft und oft. Die Zahlen überragen heute schon jede Prognose.  In den nächsten 8 Jahren müssen mehr als 27 Millionen Menschen mit einem Pflegefall in der Familie rechnen. Die meisten haben keinerlei Vorstellungen, was da wirklich auf sie zukommt. Der Prozess der Pflege kann viele, viele Lebensjahre in Anspruch nehmen. Altersbedingte Krankheiten führen nicht plötzlich zum Tod sondern vermindern Stück um Stück die Fähigkeiten und die Lebensqualität – und das auf beiden Seiten.

Plötzlich hilfebedürftig

Gerade, wenn man in einer langjährigen Beziehung steckt, kennt man sich und die Gepflogenheiten. Kleine Unregelmäßigkeiten oder Veränderungen in der Wesensart werden zwar bemerkt aber oft verdrängt. Zu gut greift man sich gegenseitig unter die Arme, und, wenn einer nicht mehr kann, übernimmt der andere einfach Stück um Stück die Arbeit. Eine richtige Anlaufstelle für pflegende Angehörige und ihre Nöte und Fragen gibt es z.b. beim Familienservice der Familienfreund KG. Immer wieder fragen uns die erwachsenen Töchter und Söhne für ihre Eltern und Großeltern um Rat. Bis zum Jahr 2050 werden ca. 4,5 Millionen Menschen auf Pflege angewiesen sein.

Jana Schlegel von fachkraeftesicherer.deSie haben Fragen oder benötigen weitere Informationen?
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Natürlich braucht man in den seltensten Fällen gleich einen Platz im Pflegeheim oder im betreuten Wohnen. In erster Linie geht es immer darum brennende Fragen zu beantworten, Informationen zu beschaffen und einen Überblick über Hilfsangebote zu liefern. Gemeinsam mit den Familienangehörigen integriert man dann im individuellen Gespräch die passgenauen Lösungen Stück um Stück in den Alltag. Auch die pflegebedürftigen Mütter, Väter, Tanten oder Onkel merken meist, dass sich das Leben tiefgreifend verändert. Sie verlieren ihre Selbstständigkeit, ihr Körper verweigert nach und nach den Dienst und sie wollen vor allem niemanden zur Last fallen. Viele wünschen sich bis es nicht mehr geht ihr Leben mit der größtmöglichen Qualität fortzusetzen. Fast alles kann man über die Pflegekasse, die Pflegestufe oder das Pflegegeld regeln.

Entlastung für pflegende Angehörige

Die letzte große Pflegereform im Januar 2013 zielte vor allem auf die bessere Versorgung von Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz und pflegende Angehörige. Ein wichtiger Punkt in der Entlastung für pflegende Angehörige bestand darin ihnen die Teilnahme an speziellen Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen zu ermöglichen. Die tägliche Pflege zerrt nicht nur an der Kraft sondern auch an den Nerven. Immer Gewehr bei Fuß zu stehen, sich selbst (komplett) hinten anstellen, zu hohe Ansprüche an die eigene Person und organisierte Pflege unter dem Motto „ich schaff das allein“ verbraucht schnell alle Kraftreserven. Das schadet nicht nur dem der pflegt sondern auch dem der Pflege benötigt.

Viele pflegende Angehörige in allen Altersgruppen scheuen sich vor dem Gedanken, von dem Mensch den man über alles liebt eine „Auszeit“ zu nehmen. Seit Januar 2013 wird das Pflegegeld zur Hälfte weitergezahlt, wenn Sie eine Kurzzeit- oder Verhinderungspflege für ihren Pflegebedürftigen in Anspruch nehmen. Verhinderungspflege kann man z.b. bei Verhinderung, Urlaub oder Krankheit der Pflegeperson nutzen oder stundenweise, bei Einkäufen, Arztbesuchen und anderen täglichen Verhinderungen. Leider sind die Zahlen für die Inanspruchnahme dieser Leistungen eher mittelmäßig. Ein Grund dafür ist, dass gerade ältere Menschen sich kaum vorstellen können ohne den anderen wegzufahren. Die letzte Zeit gemeinsam zu verbringen, lässt viele ihre eigene Gesundheit aufs Spiel setzen.

Was spricht gegen eine Kur?

Jeder hat schon mal was von Mutter-Kind-Kuren gehört. Sie entlasten vor allem Mütter und seit wenigen Jahren auch Väter (Vater-Kind-Kur) oder die Familie (Mutter-Vater-Kind-Kur). Im Rahmen der Kur wird auf diebesonderen Bedürfnisse der Betreuungspersonen eingegangen. Sie führen Gespräche während die Kinder einen Kindergarten oder eine Betreuungsgruppe besuchen. Die Familien arbeiten an sich selbst, an ihrer Bindung zu einander und erholen sich mit ärztlicher bzw. therapeutischer Unterstützung von den Strapazen des Alltags.

Verwundert werden sie sein, wenn sie wissen, dass es auch eine Kur für pflegende Angehörige gibt. Gemeinsam mit ihrem pflegebedürftigen Familienmitglied – entweder im Gemeinschaftsappartement oder Einzelzimmer – erleben sie die Kur als echte Erholung. Die pflegerische Versorgung wird von Pflegefachkräften durchgeführt. Einen Anspruch auf eine Kur bzw. Rehabilitation haben sie für maximal 28 Tage im Jahr. Ihre Pflegekasse kann für die reine Pflegeleistung bis zu 1500 € Kosten pro Jahr für ihr Familienmitglied mit Pflegestufe übernehmen. Der Pflegebedürftige selbst zahlt 29 Euro pro Tag – allerdings erhält er das hälftige Pflegegeld weiter.

Ist Pflege Sache der Angehörigen?

Jain! Der Gesetzgeber räumt der häuslichen Pflege den Vorrang ein. Er unterstützt pflegende Angehörige und er überlässt dem Pflegebedürftigen die Entscheidung, wo und wie er alt werden möchte. Zumindest theoretisch ist es möglich mit minimalen Aufwand den größtmöglichen Erfolg zu erzielen. Berufstätige Pflegende können die Pflege ihrer Angehörigen übernehmen indem sie mit ihrem Arbeitgeber über die Familienpflegezeit reden.

Trotzdem läuft die steigende Anzahl der Pflegebedürftigen auf einen echten Mangel an Pflegenden zu. Wer keine Angehörigen mehr (in unmittelbarer Nähe) hat oder wer unzureichend vorsorgen konnte, muss damit rechnen, dass seine Pflege auf wackligen Füßen steht. Die Leistungen der Pflegekasse stehen zwar jedem zu allerdings nur, wenn es genügend Dienstleister gibt, die sie ausführen können. Im ländlichen Raum und auch bei Pflegeplätzen in Pflegeeinrichtungen in Städten ist der Mangel heute schon eklatant. Ein wohnortnahe Versorgung um den geliebten Garten weiter zu Fuß zu erreichen, ist nahezu unmöglich.

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