Kochen und Backen mit Kindern

Backe, Backe Kuchen in Kathi's Eventbäckerei (c) Kathi

Backe, Backe Kuchen in Kathi's Eventbäckerei (c) Kathi

Ob in der Kindertagespflege, in der Kindertagesstätte, in der Schule, im Hort oder zu Hause – mit Kindern die Welt jeden Tag auf’s Neue zu entdecken, heißt auch sie wertfrei und unvoreingenommen an alltägliches heranzuführen. Das (gemeinsame) Essen, Einkaufen, Kochen und Backen gehört zum (gesunden) Aufwachsen einfach dazu. Nur so lernen Kinder sich später selbst, ausgewogen und vernünftig zu ernähren bzw. zu versorgen.

So hat das Kochen und Backen zu Hause bzw. in der Betreuungseinrichtung eigentlich nur Vorteile. Etwas gemeinsam zu tun, zusammen voranzuschreiten, bestärkt Kinder in ihrer Entwicklung genauso, wie genügend Freiraum zu haben, sich alleine auszuprobieren. All das ist beim Kochen und Backen gegeben. Man kann es allein, zu zweit oder in der Gruppe tun, die unterschiedliche Konsistenz von Stoffen und Materialien wird erforscht, man lernt von anderen beim über die Schulter schauen und auch noch seinen Körper kennen sowie dessen (natürliche) Bedürfnisse zu befriedigen. Kochen und Backen spricht alle Sinne an. Vom Vorbereiten, über die Durchführung bis hin zum Aufräumen gibt es außerdem für viele kleine Hände (auch spielerisch oder experimentell ) jede Menge zu machen.

Liebe geht durch den Magen?!

Auf jeden Fall und diese Liebe hat tausende von Facetten. Sie lockt mit Gerüchen, man kann sie verkosten, sie schmeckt salzig, bitter oder süß und lädt auch ein, sich mit einer unendlichen Vielfalt zu beschäftigen. Am Ende gibt es fast immer eine (wunderbare) Belohnung – entweder für sich selbst oder für liebe Menschen, die man mit schmackhafter Kost verwöhnt.

Für Babys gilt allseits die Empfehlung zu stillen. Geht das aus den unterschiedlichsten Gründen nicht, gibt es spezielle Nahrung, die auf die Bedürfnisse von Kleinstkindern abgestimmt ist. Mit etwa 5 bis 7 Monaten fängt für Kinder das eigentliche Essen mit zusätzlicher Nahrung an. Je nachdem, ob gestillt oder mit Milchnahrung ernährt, wird langsam aber sicher eine nach der anderen Milchmahlzeit mit Brei ersetzt. Die geschmackliche Vielfalt ist bei Babybreien genauso vorhanden, wie bei anderen Produkten. Ob man es kauft, die Eltern es mitbringen, es vom Caterer geliefert oder aber der Brei selbst gekocht wird, kommt auf die individuellen Regelungen und Verträge an.

Je älter das Kind wird, um so vielfältiger wird auch dessen Speiseplan. Kinder von zwei bis sechs Jahren sind in der komfortablen Situation schon tatkräftig beim Einkaufen, Kochen und Backen mitzubestimmen, zu helfen und auch (weitestgehend) selbstständig zu essen.

Ernährung als Ritual

Essen dient nicht nur dazu satt zu werden sondern ist auch (Ess-)Kultur, Ritual und (kann) verbunden (sein) mit der Weitergabe von Werten. In vielen anderen Ländern wird dem Zubereiten der Mahlzeiten, dem (gemeinsamen) Anbau bzw. Beschaffen der Nährmittel sowie dem späteren Verzehr der Speisen viel Aufmerksamkeit und Liebe gewidmet. Zum einen gibt es landestypische und regionale Besonderheiten mit reichlich Spezialitäten – zum anderen ist nicht immer alles leicht zu kriegen und/oder im Überfluss vorhanden. Einige der berühmtesten Küchen der Welt kommen auch mit wenig Zutaten zu phänomenalen Geschmackserlebnissen.

Das Besprechen, was heute auf den Tisch kommt, ist für das Aufwachsen von Kindern genauso wichtig, wie der gemeinsame Einkauf, das Zuschauen beim Kochen, um später tatkräftig mit zu helfen und das gemeinsame Essen. In der Regel essen Kinder nicht allein sondern mindestens mit einem Erwachsenen oder/und anderen Kindern. Die Empfehlung sind nach wie vor drei feste Mahlzeiten (in der Regel Frühstück , Mittag, Abendessen) und bis zu zwei Zwischenmahlzeiten (z.b. Obstmahlzeit und Vesper ). Dieser Rhythmus bleibt in der Regel durch die Organisation des Tagesablaufes in fortführenden Einrichtungen, wie Kindergarten, Schule und Hort bis wenigstens zum zehnten Lebensjahr erhalten . Nur die erste Zwischenmahlzeit weicht in der Schule dem Pausenbrot .

Gemeinsam schmeckt’s besser

In der Kindertagespflege trifft das Kind oft zum ersten Mal auf andere Kinder mit anderen Gewohnheiten und „Tischverhalten“. Ein Blick über den Tellerrand bringt womöglich auch erste Erfahrungen und Berührungen mit anderen Kulturen , anderen Gewohnheiten und anderen Vorlieben bzw. Abneigungen. Grundlegend ist es wünschens- und empfehlenswert, wenn die Betreuungs- bzw. Bezugsperson gemeinsam mit den Kindern isst und, wenn möglich auch ihr Frühstück, Mittag oder Versper verzehrt. Das hat zum einen den Vorteil, dass Ruhe einkehrt und sich die Aufmerksamkeit auf das Geschehen am Tisch lenkt, zum anderen haben die Kinder die Chance zu beobachten und zu lernen bzw. können sie die Kinder beobachten und unterstützen. Wahlweise und je nach Alter kann man den Tisch auch mal themenorientiert, saisonal, kulturell oder festlich eindecken.

Je älter Kinder werden um so bewusster nehmen sie auch am Konsum teil. Essgewohnheiten verändern sich insofern, dass vielleicht vom Taschengeld Naschereien selbst erstanden werden oder/und einige Mahlzeiten außerhalb des eigenen Elternhauses stattfinden, wenn das Kind z.b. auswärts schläft oder auf Reisen geht. Da man in der Regel, als Mutter oder Vater,  in diesen ersten 10 Jahren noch den größten Überblick und das meiste Wissen über die Vorlieben und Essgewohnheiten des Nachwuchses hat, ist es (lebens-)wichtig auf mögliche Unverträglichkeiten, wie Allergien und Erkrankungen hinzuweisen.

Was der Bauer nicht kennt…

Vorurteile beim Essen entstehen oft, wenn schon Kleinkinder Ablehnung zu bestimmten Lebensmitteln, Speisen und Getränken erfahren. Sei es zu Hause oder in der Einrichtung – belohnt wird man, wenn immer wieder offen und wertfrei über das Essen und dessen Zutaten spricht. So kann es passieren, dass das Kind Wünsche äußert, was zu probieren, was sie aus vielerlei Gründen nicht selbst kochen können bzw. wollen, ihnen wenig bis gar nicht schmeckt bzw. sie nicht verwenden oder aber in dieser Kombination nicht auf den Tisch bringen. Gleichzeitig wird es auch den umgekehrten Fall geben, dass Familienmitglieder, Freunde, Bezugs- bzw. Betreuungspersonen ausgeprägte Ess- und Einkaufsgewohnheiten haben, bestimmte Lebensmittel ablehnen oder vielleicht nicht gern bzw. selten kochen und backen.

Als Mutter und Vater müssen sie ihren Kindern das Koch- und Backerlebnis einfach gönnen – sei es mit oder ohne Herd, beim Picknick, beim Grillen, beim selber machen oder zuschauen. Nicht nur anlassbezogen zu Weihnachten , Geburtstag oder Ostern ist es eine tolle Erfahrung. In den Betreuungseinrichtungen hängt viel von den Gegebenheiten und Ressourcen ab, um solche wunderbaren Erfahrungen zu sammeln und zu ermöglichen. Im Wesentlichen steckt das Kochen und Backen als Mittel zum Zweck auch in den Bildungsplänen der Bundesländer – die Umsetzung von Einrichtung zu Einrichtung ist jedoch unterschiedlich, was Inhalte, Umfang, Anlässe und Abläufe angeht. Wünschenswert ist es in jedem Fall, dass Erwachsene, die (ihre) Kinder in irgendeiner Form begleiten (dürfen), neugierig bleiben, wertfrei an die Sache rangehen und auch komischen bzw. ungewöhlichen Koch- und Backwünschen aufgeschlossen gegenüber stehen.

Immerhin ist nicht jedes (leckere) Rezept bzw. Gericht schmackhaft, einzelne Zutaten müssen nicht immer miteinander harmonieren und auch, wenn es komisch aussieht, kann es schmecken.  Am Besten sie schreiten mit gutem Beispiel voran sowohl beim Einkaufen, Kochen und Backen als auch beim Probieren und Essen!

Was kommt auf den Tisch?

Eine elementare Frage, die viele Lebensmittelhersteller mittlerweile mit eigens für ihre Produkte entwickelten Rezepten unterstützen. Natürlich liegt der Charme dabei auch auf dem Gewinnen von Kunden – wenn man jedoch diesen Aspekt überspringen kann und genauer hinschaut, sind es tolle Anregungen, die kindgerecht und (pädagogisch) wertvoll daher kommen. Oft werden sie gemeinsam mit Fachleuten, wie Pädagogen oder Wissenschaftlern und mit Ernährungsexperten, wie Ökotrophologen oder Köchen entwickelt.

Ernährungstipps und -ratgeber…

sind bei Eltern und Einrichtungen wirklich gefragt. Warum Kinder gern Nudeln essen, läßt sich dort genauso nachlesen, wie, was es mit gesunder und ausgewogener Ernährung auf sich hat bzw. warum Essen, Kochen und Backen auch Prävention gegen Krankheiten und Verschleiß ist. Von selbstgemachten Babybreien, alkoholfreien Cocktails bis hin zu ausgewogener und vielseitiger Hausmannskost gibt es für (fast) jedes Thema das passende Heft. Das Kochen nach Bildern kann für Kinder und Erwachsene gleichermaßen hilfreich sein.

Viele Materialien kann man kostenfrei bestellen und/oder in größeren Stückzahlen, wie z.b. bei Koelln, so dass die Kinder sie zum Nachmachen auch mit nach Hause nehmen können. In der Regel lernen die Kinder und Jugendlichen nicht nur die Hersteller sondern auch die Produktvielfalt kennen, wenn sie z.b. mit abgeriebener Zitronenschale konfrontiert werden, Kardamom im Gewürzregal finden müssen oder Haferflocken in den unterschiedlichsten Varianten für Warmes und Kaltes aus dem Laden brauchen. Jedem steht es natürlich frei geeignete bzw. andere Zutaten für das Umsetzen zu Hause oder in der Einrichtung zu verwenden.

Sind sie als Kindertagespflegeperson, ErzieherIn oder LehrerIn tätig, obliegt ihnen auch die Aufgabe der Elternarbeit. Auch hier kann das Aushängen, Auslegen und Weitergeben von Materialien eine schöne Kultur des Vertrauens, der Gemeinsamkeiten und der Wissensvermittlung schaffen. Bei gemeinsamen Festen und Veranstaltungen bietet sich die Möglichkeit auch einen Blick in die elterlichen Küchen zu werfen oder mit einer Rezeptbörse, einem gemeinsamen Koch- und Backtag bzw. einem lustigen Wettbewerb das Wissen, die Freude und die Lust rund um die Lebensmittel und deren Zubereitung zu teilen. In vielen Kulturen werden Rezepte oft und gern innerhalb der Familien weitergegeben und überliefert. Die Koch- bzw. Backkunst entwickelt sich eben beim Probieren und Probieren geht bekanntlich über Studieren – in diesem Sinne wünschen wir Ihnen und ihren Kindern allseits einen guten Appetit!

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