Schule und Klassenzimmer – Raum zum Lernen?

Schule | Historisches Schulhaus (c) Joachim Reisig  / pixelio.de

Schule | Historisches Schulhaus (c) Joachim Reisig / pixelio.de

Wie man sitzt, so lernt man: Der LMU-Pädagoge Joachim Kahlert zeigt in einem neuen Band auf, wie Klassenzimmer so gestaltet werden können, dass Schüler und Lehrer davon profitieren. 400 Schüler in einem Klassenzimmer – was heute unvorstellbar ist, war an deutschen Schulen bis ins späte Mittelalter Realität.

Es galt das Prinzip der „einen Schule“: Alle Schüler kamen in einem Raum bei einem Schulmeister zusammen. Fortgeschrittene Schüler unterrichteten als Lernhelfer kleine Gruppen jüngerer Klassenkameraden. Wer wo lernte und lehrte, folgte in dem einen Raum einem ausgeklügelten Zeit- und Platzmanagement. Auf Kommando wechselten die Schüler die Plätze oder traten zu Gruppen zusammen.

Kleinere Klassenzimmer mit Frontalunterricht, so wie wir sie kennen, gibt es erst seit dem 19. Jahrhundert. Wie Pädagogen und Architekten heute daran arbeiten, Schulräume zu verbessern und wie notwendig das ist, zeigt der neue Sammelband „Räume zum Lernen und Lehren. Perspektiven einer zeitgemäßen Schulraumgestaltung“.

Besser hören, sehen, lernen

„Die Bedeutung des Schulbaus für die Qualität von Schule und Unterricht wird nicht genügend beachtet. Ob in der Schule gut gelernt wird, hängt auch von den Räumen ab“, sagt Joachim Kahlert, Professor für Grundschulpädagogik und Didaktik an der LMU und Mitherausgeber des Buchs. Dabei geht es nicht nur um die Größe des Raumes. Auch Licht, Akustik, Farben, Formen und Möbel sowie die Sitzordnung spielen für das Lernklima eine entscheidende Rolle.

Eine schlechte Akustik etwa erschwert das Lernen immens – und herrscht noch in vielen Klassenräumen. Manche entscheidende Verbesserung lässt sich schon mit kleinen Änderungen erreichen. So fördert ein dynamischer Lichtwechsel, bei dem das Licht mal hell, mal dunkler ist, die Leistungskurve der Schüler. Auch Farben und abwechselnde Formen steigern die Aufmerksamkeit. Und selbst das Lüften macht einen Unterschied.

„Hunderte von Stunden verbringen viele Schüler und Lehrer jährlich in Räumen, die erschweren, was eigentlich ermöglicht werden soll: gut zu lehren und zu lernen“, sagt Kahlert. Die Autorinnen und Autoren seines Sammelbands beschreiben anschaulich, wie es anders geht: Sie stellen viele Studien über die Auswirkungen des Raums auf das Lernen vor und zeigen Schulräume, die nach neuen Konzepten gestaltet wurden – teilweise unter Mitarbeit der Schülerinnen und Schüler. nh

Publikation:
Joachim Kahlert, Kai Nitsche, Klaus Zierer (Hrsg.):
Räume zum Lernen und Lehren. Perspektiven einer zeitgemäßen Schulraumgestaltung.
Verlag Julius Klinkhardt 296 Seiten
ISBN 978-3-7815-1927-5

Kontakt:
Prof. Dr. Joachim Kahlert
Ludwig-Maximilians-Universität
Fakultät für Psychologie und Pädagogik
Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und –didaktik
Tel. 089 2180-5102 (0171 49 51 820)
E-Mail: kahlert@lmu.de

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