Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Was Eltern zu Schichten wissen sollten

Als Mitarbeiter eines kleinen oder mittleren Unternehmens (KMU) und (werdender) Elternteil stehst du vor besonderen Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ein aktuelles Gerichtsurteil wirft Licht auf die Komplexität dieses Themas und zeigt, welche Rechte und Pflichten sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber in Bezug auf Schichten haben.

Das Urteil: Kein Anspruch auf familienfreundliche Schichten

Ein kürzlich ergangenes Urteil des Landesarbeitsgerichts (LAG) Mecklenburg-Vorpommern (13.07.2023, Aktenzeichen 5 Sa 139/22) hat für Aufsehen gesorgt. Es ging um den Fall einer alleinerziehenden Bäckereiverkäuferin, die von ihrem Arbeitgeber verlangte, nur noch zu Zeiten eingesetzt zu werden, die mit den Öffnungszeiten der Kita ihrer Kinder vereinbar waren.

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Der Sachverhalt

  • Die Arbeitnehmerin war Mutter von Zwillingen und alleinerziehend.
  • Sie beantragte, nur noch werktags von 7:40 Uhr bis 16:40 Uhr und nicht mehr samstags zu arbeiten.
  • Begründung: Die Kindertagesstätte habe zu anderen Zeiten nicht geöffnet.

Die Entscheidung des Gerichts

Das LAG wies die Klage der Arbeitnehmerin ab und begründete dies wie folgt:

  1. Arbeitgeber müssen bei der Schichtplanung zwar auf Kinderbetreuungspflichten Rücksicht nehmen.
  2. Dies gilt jedoch nur, sofern keine betrieblichen Gründe entgegenstehen.
  3. Der Arbeitgeber muss die Interessen aller Beschäftigten berücksichtigen, auch jener mit betreuungsbedürftigen Kindern.
  4. Eine Bevorzugung alleinerziehender Eltern ist nicht gerechtfertigt.

Was bedeutet das Urteil für dich als Elternteil?

Dieses Urteil verdeutlicht, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine komplexe Angelegenheit ist, bei der die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt werden müssen. Als Mitarbeiter eines KMU solltest du folgende Punkte beachten:

1. Offene Kommunikation ist entscheidend

Sprich frühzeitig mit deinem Arbeitgeber über deine familiäre Situation und mögliche Herausforderungen bei der Kinderbetreuung. Gemeinsam lassen sich oft kreative Lösungen finden.

2. Flexibilität von beiden Seiten

Sei bereit, auch Kompromisse einzugehen. Wenn du Flexibilität von deinem Arbeitgeber erwartest, solltest du auch selbst flexibel sein, soweit es deine Situation erlaubt.

3. Plane alternative Betreuungsmöglichkeiten

Das Urteil zeigt, dass du dich nicht ausschließlich auf die Anpassung deiner Arbeitszeiten verlassen kannst. Überlege, welche alternativen Betreuungsmöglichkeiten für deine Kinder infrage kommen könnten. (Stichwort: Kindertagespflege)

4. Kenne deine Rechte

Informiere dich über deine Rechte als Arbeitnehmer und Elternteil. Es gibt verschiedene gesetzliche Regelungen, die dir bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf helfen können, wie zum Beispiel das Recht auf Teilzeit oder Elternzeit, aber auch die Unterstützung der Agentur für Arbeit.

5. Netzwerke nutzen

Tausche dich mit anderen Eltern in ähnlichen Situationen aus. Oft können gemeinsame Lösungen gefunden werden, wie etwa Fahrgemeinschaften oder gegenseitige Unterstützung bei der Kinderbetreuung.

6. Externe Unterstützung

Sprich deinen Arbeitgeber an, ob es bereits eine betriebliche Sozialberatung oder einen Familienservice gibt. Unser Angebot umfasst auch die Suche nach Kinderbetreuungsangeboten und -lösungen, die zu deinen Schichten passen. Leite ihm diese Informationen weiter. Es ist günstiger als du und er denkt. Speziell zu Bäckereien haben wir einen weiteren Beitrag als Erfolgsbeispiel.

Fazit: Gemeinsam Lösungen finden

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eine Herausforderung, die nur gemeinsam gemeistert werden kann. Als Mitarbeiter eines KMU bist du in einer besonderen Situation, da die Ressourcen oft begrenzter sind als in großen Unternehmen. Umso wichtiger ist es, offen zu kommunizieren, kreativ zu sein und gemeinsam mit deinem Arbeitgeber nach Lösungen zu suchen.

Denk daran: Eine gute Work-Life-Balance kommt nicht nur dir und deiner Familie zugute, sondern auch deinem Arbeitgeber. Zufriedene Mitarbeiter sind in der Regel produktiver und loyaler. Nutze die Möglichkeiten, die dir zur Verfügung stehen, und scheue dich nicht, Unterstützung in Anspruch zu nehmen – sei es durch Beratungsangebote, Netzwerke oder staatliche Leistungen.

Mit gegenseitigem Verständnis, Flexibilität und der Bereitschaft zu Kompromissen lässt sich auch in kleinen und mittleren Unternehmen eine familienfreundliche Arbeitsumgebung schaffen, von der alle profitieren.

Du möchtest mit einem Sozialarbeiter sprechen? Nutze deine Chance.

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