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Rund um Skoliose dreht sich die Artikelreihe: Kurven an der falschen Stelle von Sigrid Eberle von orthopress.de. Für Kinder und Jugendliche ist Skoliose eine ernst zunehmende Erkrankung. Diese Artikelreihe widmet sich den Folgen von Skoliose und den Therapiemöglichkeiten. Sie erhalten notwendiges Hintergrundwissen. In fünf Teilen erfahren Sie viel wissenswertes über diese dreidimensionale Wirbelsäulenerkrankung und den Krankheitsverlauf.
Skoliose: Ein Fall für den Orthopäden
Die Skoliose ist eine der ältesten bekannten orthopädischen Erkrankungen, die schon von Hippokrates beschrieben wurde. Sie kommt auch heute noch relativ häufig vor, und dennoch tun sich viele Betroffene schwer, einen guten Therapeuten zu finden. Bei der Skoliose handelt es sich um eine Wachstumsdeformität, das heißt, sie entwickelt sich besonders in Zeiten verstärkten Wachstums. So unterscheidet man infantile (im Kleinkindesalter), juvenile (im Grundschulalter) und adoleszente (in der Pubertät) Skoliosen. Eine auslösende Ursache lässt sich nur in wenigen Fällen ausmachen, nämlich dann, wenn sie Folge einer anderen Erkrankung ist. Solchen funktionellen Skoliosen kann eine Muskelschwäche, ein Unfall oder eine neurologische Erkrankung zugrunde liegen.
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Oft kein Grund für dieses Wachstum
In 80 bis 90% findet man keinen Grund, warum ein oder mehrere Wirbelkörper auf einmal ein asymmetrisches Wachstum zeigen. Man spricht von sogenannten idiopathischen Formen. Durch das schnellere Wachstum auf einer Seite kommt es nicht nur zu einer seitlichen Verbiegung der Wirbelsäule, sondern auch zu einer Drehung des oder der betroffenen Wirbelkörper. Dies zieht eine Rotation des gesamten Wirbelsäulenabschnittes nach sich. Man unterscheidet Skoliosen im Bereich der Lendenwirbelsäule (L2 bis L5), am Übergang von Brust- zur Lendenwirbelsäule (L1 und TH12) und Skoliosen an der Brustwirbelsäule (TH11 bis TH2). Sich nach rechts hin entwickelnde (rechtskonvexe) Brustskoliosen sind mit etwa 80 % die häufigsten Skoliosen. Der Form nach können ein- oder doppelbogige (c-/s-förmig) bzw. dreibogige Ausprägungen unterschieden werden.
Teil 1: Mit dem Skoliose-Schnelltest erfolgreich testen
Wenn ein Kind nicht immer gerade sitzt oder die Schwimm- oder Schultasche nur auf einer Seite trägt, fragen sich Eltern ganz oft, ob das eigene Kind Rückenprobleme, Haltungsschäden oder sogar Skoliose hat. Ein Schnelltest kann man jederzeit auch zu Hause durchführen.
Schnelltest Skoliose – so geht’s
Die einfachste Möglichkeit, eine beginnende Skoliose zu erkennen, ist der sogenannte vorneigetest. Dabei beugt sich das Kind mit nacktem Oberkörper nach vorne, während man den Rücken begutachtet. Ist eine Seite deutlich flacher oder runder als die andere, könnte eine Skoliose vorliegen. Das Kind sollte dann unbedingt einem Kinderorthopäden vorgestellt werden und ggf. die Behandlung eingeleitet werden, Da sich die Skoliose immer weiter verschlimmert. Besonders Wachstumsphasen bringen in der Regel eine Zunahme der Verkrümmung.
Eine Einteilung der idiopathischen, rechtskonvexen Skoliosen nach King sieht wie folgt aus:
- King I: s-förmig, lumbal ausgeprägter (13%);
- II: s-förmig, thorakal betont (33%);
- III: thorakale Skoliose mit geringer lumbaler Gegenkrümmung (33%);
- IV: thorakolumbal, bis einschließlich l4 (9%);
- V: thorakal doppelbogig bis th1 (12%).
Teil 2: Rippenbuckel und Lendenwulst
In diesem Teil beschreibt die Autorin Sigrid Eberle, orthopress.de sehr anschaulich, welche Arten von Skoliose existieren und wie ohne Behandlung, die Langzeitfolgen sein können. Ist die Brustwirbelsäule betroffen, sind in die Drehung auch die von den Wirbeln abgehenden Rippen mit einbezogen. Die Rippen auf der einen Seite verlaufen dadurch steiler und auf der Gegenseite flacher. Je nach Ausprägung bedingt dies einen mehr oder weniger stark sichtbaren Rippenbuckel. Manifestiert sich die Skoliose im Bereich der Lendenwirbelsäule, kommt es zur Ausbildung eines Lendenwulstes. Diese Asymmetrie ist es, die aufmerksamen Beobachtern der betroffenen Kinder meistens eher zufällig zuerst auffällt. Schmerzen oder Beschwerden verursacht eine Skoliose anfangs nicht. Die Kinder – Mädchen sind deutlich häufiger betroffen als Jungen – sind in der Regel genauso temperamentvoll und agil wie ihre Altersgenossen und bewegen sich unauffällig. Allerdings empfinden vor allem pubertierende Mädchen den Rippenbuckel mit zunehmender Ausprägung als kosmetisch ausgesprochen störend und leiden unter ihrer „Missgestalt“.
Skoliose verwächst sich nicht
Unbehandelt entwickelt sich eine Skoliose weiter fort, solange das Wachstum anhält. Bis zum Erwachsenenalter können so erhebliche Abweichungen entstehen, die zu vielfältigen Beeinträchtigungen führen können. Bei besonders starken Verkrümmungen kann es auch noch im Erwachsenenalter zu Verschlimmerungen kommen. Langfristig führt eine unbehandelte Skoliose zu einem frühzeitigen Verschleiß der Wirbelgelenke mit all seinen folgen (z. B. Arthrose, Bandscheibenvorfall u. a.). aber auch innere Organe können in Mitleidenschaft gezogen werden. Vor allem die Herz-Lungenfunktion leidet und beeinträchtigt neben den Schmerzen die körperliche Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität zusätzlich stark. Schwere Skoliosen im Lendenbereich können zudem die Bauchorgane komprimieren und verdrängen.
Teil 3: Der Cobb-Winkel
Im dritten Teil der Artikelserie von Sigrid Eberle, orthopress.de, erfahren Sie Details zum Cobb-Winkel und erhalten wichtige Hintergrundinformationen. Nicht jeder Mensch ist wie der andere und nicht jeder Körper hat die gleichen Kurven. Es gibt Menschen, die z. B. mit einem körperlichen Handicap oder einer Erkrankung leben müssen. Aber auch ein gesunder Rücken verändert sich im Laufe der Jahre manchmal auch hin zur Krankheit. Auch wenn sich diese Beschwerden oft erst im dritten und vierten Lebensjahrzehnt manifestieren, ist es wichtig, möglichst früh die Diagnose Skoliose zu stellen und die Behandlung einzuleiten, bevor irreparable Schäden aufgetreten sind.
Eine Röntgenuntersuchung durchführen
Beim Verdacht auf skoliotische Veränderungen gibt eine Röntgenuntersuchung Aufschluss über die Ausprägung der Veränderungen. Das Ausmaß der Krümmung wird angegeben als Winkel nach Cobb. Dieser wird bestimmt zwischen der Deckplatte des oberen und der Grundplatte des unteren Neutralwirbels. Neutralwirbel sind die am stärksten in der horizontalen geneigten Wirbel, die nicht gedreht sind. Bei doppelbogigen Deformitäten wird für jede Krümmung der Cobb-Winkel gemessen. Der Cobb-Winkel ist der international wichtigste Parameter zur Beurteilung einer Skoliose und Basis für therapeutische Entscheidungen. Zur Verlaufskontrolle wird er regelmäßig bestimmt. Allerdings sollten Röntgenaufnahmen wegen der Strahlenbelastung nicht häufiger als einmal im Jahr gemacht werden. Nach Möglichkeit sollten – falls häufigere Kontrollen nötig sind – strahlungsfreie bzw. -arme verfahren angewendet werden.
Teil 4: Physiotherapie als wirksames Mittel gegen Skoliose
Im viertel Teil von Sigrid Eberle, orthopress.de, geht es um Behandlungsmöglichkeiten bei einer Skoliosediagnose durch Physiotherapie. Die Behandlung der idiopathischen Skoliose ist umso erfolgreicher, je früher sie einsetzt. Die Methode richtet sich nach dem Schweregrad, der zu erwartenden weiteren Entwicklung und dem Alter der Patienten. Allerdings ist das biologische Alter wichtiger als das kalendarische. Daher erfolgt vor Beginn der Therapie in der Regel eine radiologische Bestimmung des Knochenalters anhand einer Röntgenaufnahme der Hand bzw. des Darmbeinkammes. Ziele der Behandlung sind:
- Korrektur einer bestehenden Krümmung,
- halten der erreichten Korrektur,
- Verhinderung einer weiteren Progredienz und
- die Vermeidung von Spätschäden.
Der Cobbwinkel entscheidet
Leichte und mittelschwere Skoliosen werden primär konservativ behandelt. Skoliosen mit einem Cobb-winkel zwischen 10° und 20° sind die Domäne der Physiotherapie. Mit ihrer Hilfe sollen Fehlhaltungen korrigiert, muskuläre Dysbalancen ausgeglichen und die Körperwahrnehmung geschult werden. Besonders bekannt ist die dreidimensionale Skoliosebehandlung nach Katharina Schroth. Die bereits um 1920 herum entwickelte Behandlungsmethode zeichnet sich dadurch aus, dass sie die Muskulatur in der optimalen Korrekturhaltung stärkt. Die vielfach während eines stationären Aufenthaltes erlernten Übungen eignen sich auch gut zur selbstständigen Durchführung zu Hause. Noch heute zählt die Schroth-Behandlung zum Goldstandard in der krankengymnastischen Skoliosetherapie.
Teil 5: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es noch
Im fünften und letzten Teil der Artikelfolge von Sigrid Eberle, orthopress.de, geht es um die Rechtzeitigkeit von möglichen Operationen. Bei Patienten mit höhergradigen skoliotischen Veränderungen mit einem COBB-Winkel zwischen 20° und 40° ist die Krankengymnastik mit einer Korsett-Therapie kombiniert. Die Korsetts werden individuell angepasst und werden in der Regel 23 Stunden am Tag bis zum Ende des Knochenwachstums getragen. Nur zur Körperpflege werden sie abgelegt. Auch wenn diese Behandlung von so manchem jungen Menschen als sehr belastend empfunden wird, so kann auf diese Weise doch vielfach eine Operation vermieden werden. Regelmäßige Kontrollen dienen der Überprüfung des Behandlungserfolges und der Anpassung an die neue Situation.
Für Operationen nicht zu spät
Bei einer Skoliose mit einem COBB-Winkel von über 40° oder wenn eine starke Progredienz vorliegt, ist eine operative Behandlung indiziert. Zeitpunkt und Art der Operation sollten immer individuell festgelegt werden. Da Skoliose-Operationen zu den aufwendigsten orthopädischen Operationen zählen, gehören sie unbedingt nur in die Hand eines erfahrenen Operateurs. Je ausgeprägter die Veränderungen sind, umso komplizierter wird die Korrektur. Daher sollte die Entscheidung zum Eingriff nicht zu lange hinausgezögert werden. Die Ergebnisse der Operationen sind in der Regel sehr gut. Auch wenn einige Wirbel versteift sind, kommen die Patienten gut damit zurecht. Entscheidend ist, dass Langzeitfolgen ausbleiben, die Lebensqualität wieder stimmt, und das alles bei ansprechender Ästhetik. Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter anderem beim Bundesverband Skoliose.
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