Am 26.03.2017 ist es wieder soweit: Die Uhren werden eine Stunde vorgestellt. Erstmals im Jahre 1916 wurde in Deutschland die Sommerzeit eingeführt, um durch die längere Nutzung des Tageslichts Energie zu sparen. Zwischen den Jahren 1950 und 1979 gab es in Deutschland keine Sommerzeit. Auch vorher hatte es bereits diverse Unterbrechungen gegeben. Unumstritten ist die Sommerzeit auch heute nicht. Wie sinnvoll ist die Uhrenumstellung tatsächlich?
Energiespareffekte werden kompensiert
Durch die Umstellung der Uhren verschiebt sich die Tageslichtphase, sodass weniger Energie für Beleuchtung benötigt wird. So lautete die Argumentation bei Einführung der Sommerzeit. Doch die Wirklichkeit scheint anders auszusehen. Eine im Jahr 2008 in dem US-Staat Indiana durchgeführte Studie belegt beispielsweise, dass in Privathaushalten zwar der Stromverbrauch für Beleuchtung im Frühjahr etwas geringer war, gleichzeitig aber mehr Heizenergie in Spätsommer und Herbst benötigt wurde. Da in Indiana erst im Jahr 2006 die Sommerzeit eingeführt wurde, konnten die Wissenschaftler diese Vergleichsstudie mit über 200.000 Haushalten durchführen. Zwar wurden für die Studie Industrieller Stromverbrauch nicht berücksichtigt, die Autoren gingen aber davon aus, dass die Arbeitszeiten der meisten Unternehmen grundsätzlich mit dem Tageslicht zusammenfallen.
Auch in Deutschland stellt sich die Lage nicht anders dar. Die Bundesregierung bestätigte im Jahr 2005, dass die erhofften Energieeinsparungen nicht realisiert wurden. Das Umweltbundesamt erklärte, die durch verminderte Beleuchtung eingesparte Energie werde durch die mehr benötigte Heizenergie „überkompensiert“ – also das gleiche Problem wie in Indiana.
Viel Aufwand für Wirtschaft und Behörden
Die Sommerzeit bereitet in einigen Wirtschaftsbereichen Probleme. Beispielsweise verspäten sich Züge bei der Bahn, wenn die Uhr eine Stunde vorgestellt wird. Die Umstellung auf Normalzeit erfordert teilweise zusätzliche Züge und Personal, weil eine Stunde mehr abgedeckt werden muss. In Einrichtungen mit Nachtschichtdiensten, müssen die Arbeitspläne angepasst werden, um Ruhezeiten und den Arbeitsrhythmus einhalten zu können, was zusätzlichen Planungsaufwand bedeutet. Auch bei Computersoftware kann es zu Problemen kommen, wenn die Umstellung nicht reibungslos funktioniert. Zwar verwenden viele Systeme eine von Sommerzeit unabhängige Weltzeit und bei vielen Geräten stellt sich die Zeit von alleine um. Aber z. B. bei automatischen Videoaufzeichnungen kommt es zu verwirrenden Einträgen. Auch besteht die Gefahr, dass automatische, uhrzeitabhängige Befehle doppelt ausgeführt werden.
Welche Auswirkungen hat die Sommerzeit auf die Menschen?
Durch die Sommerzeit sind Freizeitaktivitäten länger bei Tageslicht möglich, was vor allem jungen Menschen zusagt. Verfechter der Zeitumstellung sehen das verlängerte Tageslicht als positiven Effekt für die Leistungsfähigkeit der Menschen. Gegner verweisen auf den zusätzlichen Stress, den die Umstellung bedeutet. Wenn die Uhr umgestellt wird, beeinflusst sie möglicherweise den Spiegel des Stresshormons Kortisol so stark, dass er bis zu viereinhalb Monaten benötigt, um sich wieder zu regulieren. Mediziner und Psychologen verweisen auf eine zusätzliche Belastung des chronobiologischen Rhythmus, der vor allem Menschen mit Schlafstörungen und chronischen Krankheiten betrifft. Auch für Muslime ergeben sich während der Fastenzeit Ramadan im August Probleme. Sie dürfen erst nach Einbruch der Dunkelheit Essen, die sich durch die Sommerzeit eine Stunde nach hinten verschiebt.
Fazit: unnötig
Spätestens mit der EU-weiten Einführung von Energiesparlampen verfehlt die Sommerzeit den Energiespareffekt völlig. Für Wirtschaft, Industrie und Verkehrsbetriebe entsteht teils ein erheblicher Mehraufwand. Der Biorhythmus vieler Menschen wird gestört und außer einer Stunde mehr Tageslicht gibt es keine Vorteile. Die Uhrenumstellung am 26. März 2017 ist also eigentlich überflüssig.